Flossing

Flossing

Das Flossing gehört zu den noch neuen manuellen Therapien und wird angewendet, um verhärtete Strukturen in Muskeln, Gelenken insbes. aber in den Faszien aufzulösen bzw. zu „zerreißen“, Schmerzen zu lindern und die natürliche Beweglichkeit wieder herzustellen. Dazu werden je nach Bereich des Körpers unterschiedlich breite Gummibänder eng um die betroffenen Körperstellen gebunden, um eine Art kräftigen aber dennoch elastischen Druckverband aufzubauen.

Die Bänder werden vergleichsweise fest um die betroffenen Bereiche gewickelt und schnüren diese bei korrekter Anwendung kurzfristig sogar ab, währen der Patient selbst aktiv oder der Therapeut Übungen durchführt. Die Wirkung der Bänder basiert auf drei Grundprinzipien:

  • Kinetic Resolve
  • Subkutane Irritation
  • Schwammeffekt

Kinetic Resolve

Unter dem Kinetic Resolve versteht man das Lösen von Verklebungen (Adhäsionen), um verhärtete Gewebeschichten der Unterhaut, die Faszien, Muskeln und Sehnen zu lockern und wieder gleitfähig zu machen.

Beim Flossing wird für das Kinetic Resolve an der behandelten Stelle ein starker Druck aufgebaut, in der Stärke vergleichbar mit dem umgekehrten Fall des starken Unterdruck beim Schröpfen. Durch die zusätzlichen Bewegungen des Patienten oder durch den Therapeuten werden die betroffenen Gewebe intensiv entzerrt und sog. Adhäsionen gelöst.

Der Effekt kann noch verstärkt werden, wenn der Therapeut den zu behandelnden Bereich mit beiden Händen gegenläufig verdreht, wie beim Auswringen eines nassen Handtuchs. Allerdings kann dies recht schmerzhaft sein.

Für den Patienten kann die Therapie anfangs ungewohnt und sehr unangenehm sein, weshalb die Behandlungsdauer beim Flossing je nach Belastbarkeit ein bis drei Minuten nicht überschreiten sollte.

Subkutane Irritation

Durch Flossing und den Aufbau von Druck können Schmerzempfindungen reduziert werden, denn unsere Schmerzwahrnehmung kann durch bestimmte Stimulationen beeinflusst werden. Wenn wir uns stechen, leicht verbrennen oder irgendwo angestoßen haben, drücken wir unbewusst kräftig mit der Hand im schmerzenden Bereich, wodurch der lokale gefühlte Schmerz bzw. das Schmerzempfinden abnimmt. Es ist eine Verdrängung der Schmerzen durch Überlagerung mit anderen Schmerzen oder Druck, eine sogenannte „Irritation“ die unter der Haut (subkutan) stattfindet.

Der Patient nimmt zwar deutlich den starken Druck wahr, dieser kann auch zu neuen Schmerzen führen, jedoch nimmt der Bewegungsschmerz durch die erzeugte Irritation unter der Haut ab und die Beweglichkeit wird verbessert. Man spricht dabei auch von „Schmerzfrei durch Abschnüren“.

Schwammeffekt:

Durch das Verschnüren von Muskeln oder Gelenken wird ein starker Druck aufgebaut, der kurzfristig die Blutzufuhr unterbindet, Flüssigkeiten aus dem behandelten Gewebe auspresst und zum Teil neben den Bändern aufstaut. Nach der ein bis maximal dreiminütigen Behandlung wird der Verband gelöst, der Druck nimmt ab und der Stau wird aufgelöst. Sofort strömt viel frische, nährstoffreiche Flüssigkeit ein. Die angefallenen (aufgestauten) Schadstoffe werden mit dem frischen Zustrom „ausgespült“ und abtransportiert. Dieser Stau- und Spülvorgang regt das Wachstum und die Erneuerung der Zellen im Gewebe an.

Positive Wirkung auf Faszien, Muskeln und Gelenke

Die folgenden Behandlungseffekte können mit dem Flossing erreicht werden:

  • Verbesserung und/oder Wiederherstellung der Elastizität der Faszien
  • Verbesserung und/oder Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken
  • Schmerzlinderung möglicherweise während, insbes. aber nach der Behandlung
  • Verbesserung und/oder Wiederherstellung des Kraftflusses in der Muskulatur
  • Steigerung der Leistungsfähigkeit des Patienten

Seinen Ursprung nahm das Flossing in Untersuchungen und Anwendungen des amerikanischen Sportwissenschaftlers und Physiotherapeuten Kelly Starrett. Daraus entstand später durch weitere Entwicklungen das Medical Flossing, das inzwischen weltweit Anwendung findet.

Hinweis

Beim Flossing schnürt man behandelte Bereiche unter hohem Druck auf die jeweiligen Körperteile ab, wodurch die Blutzufuhr unterbunden wird. Man erkennt dies da die Haut in der Regel weiß wird, die Stelle ggf. stark schmerzen und die Extremität taub werden kann. Deshalb sollten bzw. dürfen Patienten keinesfalls eigene Versuche mit dieser Behandlungsmethodik unternehmen. Ohne entsprechende Erfahrung bzw. den die Therapie überwachenden und kontrollierenden Therapeuten kann die Behandlung gefährlich werden. Außerdem gibt es zahlreiche Kontraindikationen, die der Therapeut mit dem Patienten vor einer etwaigen Anwendung abklärt. Je nach Einsatz muss das richtige Floss-Band verwendet werden, und es kommt besonders auf das richtige Anbringen an. Patienten müssen sich in jedem Fall an einen kundigen und erfahrenen Therapeuten wenden.

 

 

Zurück